Füße Strümpfe Einlagen Schuhe…
Als Langzeitpilger und Weitwanderer habe ich sehr schnell erkannt, dass meine Füße und das dazu passende Material von entscheidender Bedeutung sind.
Bänderrisse, Zerrungen und blaue Fußnägel gehörten in der Anfangszeit meines Nordic-Walking-Trainings leider dazu. Und bei meiner ersten Pilgerreise folgten Blasen, blaue Fußnägel und Reizungen der Nerven im Fußballenbereich. Hier war es nicht das falsche Material, sondern mehr meine Unachtsamkeit und bei der Nervenreizung ein viel zu langes Tragen meiner ersten inzwischen hart gewordenen Einlagen. Wie heißt es so treffend: Aus Erfahrung wird man klug.
Über diverse Fachliteratur, Besuch von Fortbildungsseminaren u.a. beim Deutschen Walkinginstitut zum Thema „Gesunde Füße und Beine“, „Wirbelsäule und Gelenke“ oder Ausbildung in die Fußreflexzonenmassage und im Kinesiotape, eignete ich mir einiges Wissen für meine persönlichen Fortbewegungsmittel „Beine, Gelenke und Füße“ und auch über Muskeln und Faszien an. Gezieltes Trainieren der entsprechenden Muskulatur zur Stützung der Sprunggelenke minimierten bei mir inzwischen Zerrungen und Bänderrisse. Die richtige Blasenbehandlung – Übung macht den Meister 🙂 – und vor allem die rechtzeitige Behandlung von Hautreizungen, das vorherige Tappen bekannter neuralgischer Stellen und die richtigen Strümpfe und Schuhe haben auch hier eine deutliche Reduzierung gebracht.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist das richtige Material. Ich habe viel aus- und anprobiert. Schließlich habe ich die für mich richtigen Strümpfe, Einlagen und Wanderschuhe gefunden. Ich konnte dieses Material bei mehreren sehr langen Pilgerreisen und einer extrem langen Weitwanderung ausgiebig testen.
Meine Strümpfe:
Hersteller Falke, z.B. WALKIE LIGHT, Treckking TK2, Merinowoll-Mix mit optimaler Passform für rechten und linken Fuß.
Meine Einlagen:
Speziell angepasste Einlagen von Fuß-Orthopädie Günther in Darmstadt
Diese für mich angepassten Einlagen trage ich schon seit meiner ersten Pilgerreise 2009 mit 2700 km und u.a. 2013 bei meiner Deutschlandumrundung mit über 5000 km. Sie mussten wochen- und monatelang Schweiß, Feuchtigkeit und zusätzlich zu meinem Körpergewicht noch 14 – 20 kg Rucksackgewicht aushalten. Das taten sie klaglos! Aus Erfahrung wechsle ich meine Einlagen nach ca. 1400–1500 km Dauereinsatz. In jedem Fall wechsele ich die Einlagen zusammen mit den Wanderschuhen.
Meine Wanderschuhe:
Schon vor Beginn meiner ersten Pilgerreisen 2009 hatte ich Wanderschuhe der Firma Bär entdeckt. Es sind Lederschuhe mit für mich sehr positiven Eigenschaften. Sie sind sehr robust, innen weich und angenehm zu tragen, man kann seine eigenen angepassten Einlagen nutzen, man hat vorne viel Zehenfreiheit und sie haben einen Nullabsatz (=keine Erhöhung im Fersenbereich). Außerdem konnte ich schon zweimal (2009 und 2013) unterwegs ohne Probleme auf neue ungetragene Wanderschuhe wechseln. Es traten keine Scheuerstellen und Blasen auf. Inzwischen trage ich den Trevisor, Firma BÄR GmbH. Ein den Knöchel umschließender Wanderschuh. Ich bin total begeistert von diesem Schuh!
Ein paar Worte zur Zehenfreiheit und zum Nullabsatz:
Zehen brauchen Platz im Wanderschuh um das Körper- und Rucksackgewicht gut zu verteilen. Ist man täglich lange unterwegs, können bei zu engen Schuhen unnötige Spannungen des Vorderfußes auftreten. Nicht umsonst empfiehlt man, Schuhe erst am Nachmittag oder abends zu kaufen. Außerdem passt sich der Fuß mit der Zeit dem Schuh an. Gerade Frauen erleben nach zu vielem Tragen enger und spitzer Schuhe im Alter die Verformung u.a. des großen Zehs. Das Ergebnis: Hallux Valgus!
Und warum Nullabsatz? Von Geburt an haben wir keine Erhöhung der Ferse! Erst optische Gründe führten zur Anhebung der Ferse und das bis zum Extremen: High Heels bei Frauen! Natürlich sind die Beine der Frauen mit hochhackigen Schuhen schön anzusehen, doch leider ist das auf Dauer sehr ungesund. Die Wadenmuskulatur verkürzt sich und die Gelenke verschieben sich. Damit werden die Kniegelenke überdehnt und als Folge kommt es schneller zu Knorpelabnutzungen. Das Ergebnis: Arthrose. Aber auch die vergleichsweise geringe Absatzerhöhung bei Wanderschuhen führt zu einer Gelenkverschiebung und zur Verlagerung des Körperschwerpunktes. Muskulatur und Sehnen werden stärker beansprucht, sie müssen mehr arbeiten um das Gleichgewicht zu halten. Und da ich über Wochen, ggf. Monate mit schwerem Rucksack unterwegs bin, vermeide ich die zusätzlich Muskel- und Sehnenbelastung und die Gelenkverschiebung. Mein Rücken, meine Gelenke und mein Knorpel sind mir wichtig! Vermutlich können auch Reizungen der Achillessehne bei sehr langer Wanderdauer daraus resultieren. Jedenfalls sind mir einige Pilger mit diesem Symptom begegnet.
Mein Fazit zu Zehenfreiheit, Nullabsatz und perfekt angepassten Einlagen: Ich möchte noch öfters und lange problemlos unterwegs sein!
Noch ein paar Worte zu den Füßen:
Jeder kennt das, man zieht die Schuhe, Sportschuhe oder Wanderschuhe an und stellt sich hin. Selbst oder die Verkäuferin bzw. der Verkäufer drückt beim großen Zeh, um den ausreichenden Platz zwischen Zeh und Schuh zu prüfen. Noch sehr unerfahren und mit wenig Kenntnissen kaufte ich vor langer Zeit Sportschuhen und beim großen Zeh wurde geprüft oder ich habe geprüft. Genau weiß ich es nicht mehr. Gefühlsmäßig passten die Schuhe und beim Einlaufen verlief alles gut. Dann nahm ich an einem Halbmarathon-Nordic-Walking-Wettkampf teil. Die Strecke führte durch hügeliges Gelände und hatte einige Höhenunterschiede. Mit der Zeit drückte der Zeigezeh (Zeh neben dem großen Zeh) immer wieder vorne an den Schuh. Das Wettkapfergebnis war gut, nur nicht das Ergebnis bei meinem Zeh. Er wurde später blau. Meine Fußnägel hatte ich vorher geschnitten, also daran lag es nicht. Was also war geschehen? Ich gehöre zu den etwa 40% der Mitteleuropäer die den Griechischen Fußtyp haben. Mein Zeigezeh ist länger als der große Zeh und mit der Dauer des Wettkampfs schwollen die Füße an, der Freiraum verringerte sich deutlich und so stieß ich immer wieder mit dem Zeh vorne an.
Mein Fazit zum Anprobieren von Schuhen: Ich weise sicherheitshalber die Verkäuferin bzw. den Verkäufer daraufhin, beim Zeigezeh zu prüfen oder tue es selber.
Fußtypisierung nach Zehenform (1)
Fußtyp als Beschreibung der Fußgeometrie. Hier wird die Fußform allgemein von der Geometrie der Zehenlängen und Zehengeometrie betrachtet.
a) Griechischer Fußtyp
Zeigezeh als längster Zeh (40 % in Mitteleuropa)
b) Ägyptischer Fußtyp
Dominanter großer Zeh, schräg abfallende Zehen (50 % in Mitteleuropa)
c) Römischer/Romanischer Fußtyp
Gerade Zehen (10 % in Mitteleuropa)
Fußtypisierung nach der Fußgestalt (1)
Fußtyp als Beschreibung der Fußgeometrie. Hier wird die Fußform allgemein von der Geometrie des Fußskeletts betrachtet.
a) Germanischer Fußtyp
Sichelförmig und in der Ferse schmäler als im Vorfuß
b) Angelsächsischer Fußtyp
Gerade, schmal und länglich, dominanter großer Zeh
c) Baltischer Fußtyp
Sonderform des angelsächsischen Fußes
d) Romanischer Fußtyp
Breiter Fuß
(1) Aus Wikipedia und bei Interesse siehe dort weitere Informationen und Bilder dazu
Noch ein wichtiger Hinweis zu Wanderschuhen:
Entgegen immer wieder auftauchender Empfehlungen von halbhohen Wanderschuhen, kann ich bei Einsatz von mittelschweren bzw. schweren Trekkingrucksäcken nur zu hohen, knöchelumschließenden Wanderschuhen raten. Hat man einen kleinen Rucksack mit wenig Gewicht dabei und ist meistens auf angelegten Wald- und Wanderwegen bzw. viel auf Wirtschaftswegen unterwegs, mag das noch akzeptabel sein. Trotzdem rate ich zu hohen Wanderschuhen. Mit diesen ist man deutlich besser beim Umknicken geschützt und kann sich sicherer in unwegsamem und steinigem Gelände bewegen.